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So stärkst du Jugendliche: 10 Tipps für mehr Selbstbewusstsein

19. August 2024

Aus meiner Praxis als Coach für Eltern, Jugendliche und Familien weiß ich, dass die Pubertät für viele Familien eine herausfordernde Zeit ist. Die Teenagerjahre sind eine Phase intensiver Veränderungen, die sowohl für die Jugendlichen als auch für euch Eltern oft schwer zu bewältigen sind. Besonders das Selbstwertgefühl eures Teenagers kann in dieser Zeit leiden oder sehr empfindlich sein. Doch keine Sorge, mit den richtigen Strategien lässt sich das Selbstbewusstsein von Jugendlichen stärken, was dein Kind gleichzeitig gegen Mobbing wappnen kann. Hier sind zehn Tipps, wie du das Selbstvertrauen stärken kannst und deinem Jugendlichen hilfst, positiv auf andere zuzugehen und sich selbst zu lieben. Wenn dich das Thema Resilienz bei Kindern interessiert, dann lies doch gerne meinen Blogartikel dazu.


Immer wieder schwirren die Begriffe Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen durcheinander, ohne, dass wir genau wissen, was wir damit meinen. In diesem Artikel verwende ich den Begriff Selbstbewusstsein manchmal stellvertretend für Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, da dies umgangssprachlich oft so gemacht wird.

Wenn dich interessiert, was eigentlich der Unterschied zwischen Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen ist und wie du das jeweilige Gefühl bei deinem Kind stärken kannst, dann lies gerne meinen Artikel Selbstbewusstsein von Kindern stärken.

1. Positive Selbstwahrnehmung fördern

Eine positive Selbstwahrnehmung ist die Basis für ein gesundes Selbstbewusstsein. Hilf deinem Teenager, die eigenen Stärken zu erkennen und zu schätzen. Frage manchmal, was dein Kind an sich selbst mag. Gerade Jugendlichen in der Pubertät sollte man immer wieder sagen, was man an ihnen mag, was sie gut können und toll machen.

Studien zeigen, dass Jugendliche, die ihre Stärken kennen und schätzen, ein grösseres Selbstbewusstsein haben, weniger anfällig für Mobbing sind und besser mit Stress umgehen können.

Wichtig ist hier, dass du ehrlich bist und nicht wahllos alles lobst, was dein Kind tut. Wenn dein Teenager aber erzählt, wie er oder sie zum Beispiel eine schwierige Situation in der Schule gut gemeistert hat, dann würdige dieses Verhalten.

Praxis-Tipp: Du bist das Vorbild für dein Kind. Wenn du dich selbst positiv wahrnimmst und dir deiner Stärken bewusst bist, dann wird dein Teenager dieses Selbstbewusstsein von dir lernen.

Vor allem Frauen neigen dazu, ihre Talente und Fähigkeiten herunterzuspielen. Daher ist es wichtig, Jugendlichen zu zeigen, dass auch du stolz auf dich bist, wenn du etwas gut gemacht hast.

2. Offene Kommunikation pflegen

Sprich regelmäßig mit deiner Tochter oder deinem Sohn über Gefühle und Gedanken. Mir fällt immer wieder auf, dass Eltern genau Bescheid wissen, wer was wann in der Schule gesagt oder getan hat. Aber wie die Jugendliche sich dabei wirklich fühlen, was sie in diesen Situationen beschäftigt, das wird oft nicht genug beleuchtet.

Eine offene Kommunikation schafft Vertrauen und vermittelt deinem Kind das Gefühl, dass es gehört und verstanden wird. Das stärkt nicht nur das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein bei Jugendlichen, sondern hilft auch, potenzielle Probleme wie Mobbing frühzeitig zu erkennen und anzugehen.

Praxis-Tipp: Versuche, deinem Teenager in Gesprächen genau und aktiv zuzuhören.

Eltern neigen oft dazu, sehr schnell Ratschläge zu erteilen. Das passiert natürlich aus dem Bedürfnis heraus, dem eigenen Kind zu helfen.

Oft finden die Jugendlichen aber allein durch das Erzählen des Problems eigene Möglichkeiten, mit schwierigen Situationen umzugehen. Und genau dieses Gefühl der Selbstwirksamkeit, der Eigenverantwortung stärkt das Selbstbewusstsein von Jugendlichen viel mehr als jeder Ratschlag von außen.

3. Konstruktive Kritik üben

Kritik kann schnell verletzend wirken, wenn sie unsensibel formuliert wird. Das kennen wir Erwachsene nur allzu gut. Doch wie genau kannst du Kritik so formulieren, damit du das Selbstbewusstsein deines Teenagers dadurch stärkst und nicht schwächst?

Kinder und Jugendliche machen Fehler, auch im Umgang mit Gleichaltrigen. Und das ist gut so, denn nur so lernen sie, mit neuen, unbekannten Situationen umzugehen. Würdige also die Bemühungen deines Kindes und erkenne die positive Absicht dahinter. Und dann könnt ihr gemeinsam neue und bessere Möglichkeiten finden, wie dein Kind in Zukunft mit ähnlichen Situationen umgehen könnte.

Zeige deinem Kind, dass Fehler zum Leben dazugehören und es okay ist, nicht immer perfekt zu sein. Teile vielleicht eine eigene Erfahrung, in der dir ein Fehler passiert ist, und wie du daraus gelernt hast. Dein Kind wird sich verstanden fühlen und sehen, dass es nicht allein ist.

Empathie ist der Schlüssel, um dein Kind auf einer tieferen Ebene zu erreichen und ihm zu zeigen, dass du seine Gefühle und Sorgen ernst nimmst.

Praxis-Tipp: Vermeide Formulierungen wie „Du machst das immer falsch“ oder „Du musst da stärker sein“. Sage stattdessen: „Wie wäre es, wenn du es beim nächsten Mal so versuchst?“ und verwende eher Worte wie „dürfen“ und „können“ statt „müssen“ und „sollen“.

4. Ermutigung zur Selbstständigkeit

Je selbständiger dein Kind wird, desto größer und stärker wird sein Selbstvertrauen. Aufgaben zu übernehmen und erfolgreich auszuführen kann das Selbstbewusstsein von Jugendlichen enorm stärken. Und ja: eben war es noch dein kleiner Schatz, für den du alles getan hast. Und plötzlich steht da ein fast erwachsener Mensch vor dir und du sollst loslassen. Das ist schwierig und manchen Eltern kommt es vor, als würde diese Verwandlung über Nacht passieren. Für Eltern ist es manchmal schwer zu erkennen, wann das eigene Kind Hilfe benötigt und was es wann selbst tun und bestimmen kann.

Ermutige dein Kind, Entscheidungen zu treffen und altersadäquat Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen. Selbst das telefonische Vereinbaren eines Termins oder das eigenständige Planen eines Ausflugs mit Freund*innen können viel bewirken.

Praxis-Tipp: Lass dein Kind schon früh kleine Aufgaben selbständig erledigen und zeige ihm, dass du ihm vertraust. So lernt dein Kind schon früh, selbständig zu sein, was wieder das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärkt. Die übertragenen Aufgaben wachsen natürlich mit dem Alter des Kindes. Und denke immer daran: Dein Kind ist nicht wie du und wird vielleicht andere Lösungen für gestellte Aufgaben finden. Hier ist also Geduld gefragt, damit dein Kind lernt, eigenständig Lösungen zu finden, auch wenn es vielleicht schneller ginge, wenn du es selbst erledigst.

Zeige deinem Kind, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen, solange es daraus lernt. Auch als Elternteil kannst du von dieser Übung profitieren, indem du deine eigenen Erziehungsstile reflektierst und offen bist für Veränderungen, die deinem Kind helfen, zu wachsen.

5. Realistische Ziele setzen

Realistische Ziele helfen deinem Kind, Erfolge zu erleben und sich selbst zu motivieren. Unterstütze dein Kind dabei, Ziele zu setzen, die es mit etwas Anstrengung erreichen kann. Vor allem beim Thema Lernen solltet ihr allzu große Ziele in kleinere „Happen“ aufteilen. So gibt es immer wieder kleine Erfolgserlebnisse statt der großen Enttäuschung. Und dann feiert gemeinsam die erreichten Meilensteine! Das gute Gefühl, etwas erreicht zu haben, stärkt das Selbstbewusstsein von Jugendlichen enorm.

Mehr zum Thema Lernen und Motivation findest du in meinem Artikel „7 Tipps für die Null-Bock-Phase! Wenn Teenager nicht lernen wollen“.

Praxis-Tipp: Hilf deinem Kind, seine Ziele zu formulieren und in kleine, machbare Schritte zu unterteilen. Bei diesem Plan kannst du deinen Teenager gerne unterstützen, vielleicht wollt ihr hier sogar die KI befragen. Das steigert die Erfolgsaussichten und wird das Selbstbewusstsein deines Jugendlichen somit mehr und mehr stärken.

6. Mobbing frühzeitig erkennen und ansprechen

Mobbing kann das Selbstwertgefühl deines Teenagers stark beeinträchtigen. Sei aufmerksam und achte auf Veränderungen im Verhalten deines Kindes. Sprich offen mit ihm über Mobbing und zeige ihm, dass es immer zu dir kommen kann, wenn es sich bedroht oder unsicher fühlt.

Praxis-Tipp: Hör genau hin, wenn dein Sohn oder deine Tochter über unangenehme Situationen in der Schule oder in der Freizeit erzählt. Bei Mobbing sollte schnell, aber nicht überstürzt gehandelt werden.

Mehr zum Thema Mobbing findest du in meinen Blogartikeln „So erkennst du, ob dein Kind gemobbt wird“ und „Was ist Cybermobbing? Wege aus der Online-Falle“.

7. Soziale Fähigkeiten fördern

Soziale Fähigkeiten sind entscheidend für ein starkes Selbstbewusstsein von Jugendlichen und den Umgang mit anderen. Ermutige und unterstütze dein Kind, Freundschaften zu pflegen und neue Leute kennenzulernen. Aktivitäten in Vereinen oder Jugendgruppen können hier sehr hilfreich sein. Dort lernen Jugendliche, mit anderen Kindern zu interagieren, Grenzen zu setzen oder Mauern zu anderen abzubauen. 

Unterstütze deinen Teenager dabei, Hobbys und Interessen zu verfolgen, die es mit anderen teilen kann, also gemeinsame Ausflüge, Teamsportarten oder ähnliches. Das stärkt nicht nur das Selbstvertrauen, sondern fördert auch die sozialen Kontakte.

Praxis-Tipp: Um die Empathie-Fähigkeit von Jugendlichen stärken ist es wichtig, dass sie lernen, sich in andere hineinzuversetzen. Frage deinen Kind manchmal auch, was es toll an anderen findet, welche Eigenschaften oder Talente es an den Menschen in der Umgebung mag und warum sie vielleicht so und nicht anders handeln.

8. Vorbild sein

Jugendliche lernen viel durch Beobachtung. Sei ein gutes Vorbild, indem du selbstbewusst und respektvoll mit anderen umgehst. Zeige deinem Kind, wie du mit Herausforderungen umgehst und dass es okay ist, Fehler zu machen und daraus zu lernen. 

Praxis-Tipp: Reflektiere dein eigenes Verhalten und deine Kommunikation. Dein Teenager wird sich an deinem Vorbild orientieren.

Wenn du dich selbst über jeden deiner Fehler ärgerst und von vornherein sagst „Das kann ich eh nicht“, dann wird dein Kind sich dieses Verhalten früher oder später abschauen.

In der Elternberatung kannst du lernen, wie du mit eigenen Fehlern umgehen kannst. Das stärkt dein eigenes Selbstwertgefühl, was wiederum deinem Teenager zugutekommen wird.

9. Grenzen setzen und respektieren

Grenzen sind wichtig für ein gesundes Selbstbewusstsein. Hilf deinem Teenager, seine oder ihre eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren. Gleichzeitig solltest auch du klare Grenzen setzen, die deinem Kind Sicherheit und Orientierung bieten. Grenzen setzen bedeutet jedoch nicht, eine Mauer um sich herum zu errichten.

In der Kinder- und Jugendberatung lernen die Jugendlichen, fest und sicher im Leben zu stehen und sich selbst vor Negativem zu schützen, alles Gute von außen aber zuzulassen.

Praxis-Tipp: Besprecht gemeinsam die Grenzen in verschiedenen Situationen und warum sie euch wichtig sind. Seht Situationen aber auch immer aus Sicht des Gegenübers. Warum hat jemand sich so verhalten? Was könnte dahinterstecken? Das stärkt das Verständnis und die Akzeptanz für andere und so lernen Jugendliche, dass hinter dem Verhalten anderer oft mehr steckt als bloße Bosheit.

10. Positive Rückmeldung geben

Positive Rückmeldungen und Würdigung sind Balsam für das Selbstbewusstsein und stärken Jugendliche für ihren späteren Lebensweg.

Achte darauf, dein Kind nicht nur für die Ergebnisse zu loben, sondern vor allem auch für seine Bemühungen und Fortschritte. Das zeigt deinem Sohn oder deiner Tochter, dass er oder sie auf dem richtigen Weg ist und das wiederum ermutigt deine Teenager, weiterzumachen.

Praxis-Tipp: Überrasche dein Kind ab und zu mit einer kleinen Anerkennung auf einem Post it oder einer netten Nachricht. Das stärkt das Selbstwertgefühl und zeigt deinem Jugendlichen, dass du seine oder ihre Bemühungen wertschätzt.

Fazit:
Ein starkes Selbstbewusstsein ist für Jugendliche in der Pubertät besonders wichtig und braucht eure Bestärkung. Es hilft ihnen, sich gegen Mobbing zu wehren, Herausforderungen zu meistern und gesunde Beziehungen zu anderen aufzubauen. Als Eltern kannst du viel dazu beitragen, das Selbstwertgefühl deines Kindes zu stärken und es auf seinem Weg zu einem selbstbewussten und glücklichen Erwachsenen zu unterstützen.

Wenn du das Gefühl hast, dass du oder dein Kind zusätzliche Unterstützung benötigt, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. In meiner Praxis in Wien biete ich Kinder- und Jugendberatung sowie Elternberatung an. Gemeinsam finden wir einen Weg, dein Kind zu stärken und ihm zu helfen, sich selbst zu lieben und wertzuschätzen.