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So erkennst du, ob dein Kind gemobbt wird

26. Juli 2024

Mobbing unter Teenagern und Jugendlichen ist ein ernstes Problem, das oft tiefgreifende Auswirkungen auf die Betroffenen hat. Viele Eltern haben Angst davor, dass ihr Kind in der Schule gemobbt wird, sind sich aber nicht sicher, ob sie die Anzeichen richtig erkennen. In diesem Blogbeitrag gehen wir der Frage nach, wie man Mobbing bei Kindern und Jugendlichen erkennen kann und was Eltern tun können, um zu helfen.

Was versteht man unter Mobbing

Mobbing bei Kindern an Schulen ist keineswegs ein neues Problem. Viele Eltern können sich wahrscheinlich an Mobbingfälle aus ihrer eigenen Schulzeit erinnern, auch wenn diese Situationen damals vielleicht noch nicht Mobbing genannt wurden. Doch was genau ist Mobbing? Mobbing beschreibt psychische Gewalt gegen andere, das Schikanieren, Verletzen und Quälen von einzelnen Menschen über einen längeren Zeitraum hinweg. Diese Gewalt kann sowohl von einzelnen Jugendlichen als auch von Gruppen ausgeübt werden und schadet den Betroffenen auf vielfältige Weise.

Nicht alle Konflikte, die in jugendlichen Freundschaften auftreten, fallen unter die Rubrik Mobbing. Während meiner Coachings und Beratungen habe ich des Öfteren bemerkt, dass sowohl Eltern als auch Jugendliche den Begriff gerne benutzen, auch wenn es sich „nur“ um Konflikte handelt. Ich möchte hier Konflikte keinesfalls bagatellisieren, aber um Mobbing bei Kindern erkennen zu können, sollte der Unterschied zwischen Konflikten und Mobbing klar sein. Mobbing unterscheidet sich von „normalen“ Konflikten vor allem durch seine Dynamik. In Konflikten geht es meist darum, wer recht hat, also um Meinungen. Oder es geht um Besitz, also wer mehr oder zuerst von etwas bekommt.

Mobbing zielt ganz klar darauf ab, jemand anderen zu verletzen. Und das kann das Selbstbewusstsein deines Kindes massiv schwächen. In meinem Artikel „So stärkst du dein Kind“ findest du 10 Tipps, um das Selbstbewusstsein deines Kindes zu stärken und damit Mobbing vorzubeugen.

Das kann schleichend beginnen, Jugendliche werden ausgelacht oder nachgeäfft, ihre Schulsachen werden versteckt oder sie werden am Schulhof ignoriert. Dieses Verhalten kann sich aber schnell intensivieren und auch von anderen begrüßt und imitiert werden. Um zu erkennen, ob dein Kind gemobbt wird, achte auf folgende Anzeichen.

4 Kriterien, um Mobbing bei Kindern zu erkennen

Mobbing ist ein Begriff, der oftmals fälschlich gebraucht wird. Verbale Auseinandersetzungen und Reibereien gehören zum Schulalltag dazu, manchen Kindern ist aber nicht bewusst, wie sehr sie ihre Mitschüler*innen damit verletzen. Sind folgende Kriterien erfüllt, dann spricht man gemeinhin von Mobbing:

Schädigungsabsicht

Die Handlungen der Mitschüler*innen sind darauf ausgerichtet, den Betroffenen zu schaden. Dies bedeutet, dass die Täter*innen bewusst und absichtlich Verhaltensweisen an den Tag legen, die einem Kind schaden sollen. Diese schädlichen Handlungen können verschiedene Formen annehmen, einschließlich körperlicher Gewalt, verbaler Angriffe, sozialer Ausgrenzung oder Cybermobbing. Das Ziel ist immer, ein Kind emotional oder physisch zu verletzen und sein Selbstwertgefühl zu untergraben.

Wiederholungsaspekt

Die Übergriffe finden wiederholt statt. Mobbing ist kein einmaliges Ereignis, sondern eine Reihe von wiederholten Angriffen gegen ein Kind. Diese Wiederholung macht das Verhalten besonders schädlich, da dein Kind ständig in einem Zustand von Angst und Unsicherheit lebt. Die kontinuierlichen Angriffe können Betroffene zermürben und es ihnen schwer machen, soziale und schulische Aktivitäten zu genießen.

Machtungleichgewicht

Mobbende Kinder und Jugendliche haben eine Machtposition über ihre Opfer. Dieses Ungleichgewicht kann physisch, sozial oder emotional sein. Zum Beispiel könnte der Täter oder die Täterin körperlich stärker, sozial einflussreicher oder emotional manipulativer sein. Dieses Ungleichgewicht ermöglicht es den Jugendlichen, ihre Opfer zu kontrollieren und zu dominieren. Das gemobbte Kind fühlt sich dann oft machtlos und unfähig, sich zu wehren, da es das Gefühl hat, dass das Gegenüber in einer stärkeren Position ist.

Hilflosigkeit

Von Mobbing betroffene Kinder können sich nicht effektiv wehren. Dies ist ein zentraler Aspekt von Mobbing. Das gemobbte Kind fühlt sich oft isoliert und glaubt, dass es keine Unterstützung oder Mittel hat, um den Übergriffen zu entkommen oder sie zu stoppen. Diese Hilflosigkeit kann durch das Fehlen sozialer Unterstützung, mangelndes Selbstvertrauen oder die Angst vor weiteren Repressalien verstärkt werden. Das Gefühl der Hilflosigkeit macht das betroffene Kind besonders verwundbar und erhöht die negativen Auswirkungen des Mobbings.

Gemobbte Kinder und Jugendlichen fühlen sich oft so hilflos und unterlegen, dass sie manchmal keinen Sinn darin sehen, sich ihren Eltern oder den Lehrer*innen anzuvertrauen. Sie leiden still und versuchen, allen Interaktionen mit ihren Mitschüler*innen aus dem Weg zu gehen. Das macht es für Eltern oft schwer, Mobbing bei ihrem Kind zu erkennen.

Darum ist es aber auch wichtig, als Eltern genau hinzusehen, das Kind aber durch Ausfragen nicht noch mehr unter Druck zu setzen und den Finger in die Wunde zu legen. Eine Gratwanderung, die nicht leichtfällt.

Erscheinungsformen von Mobbing

Mobbing kann in verschiedenen Formen und in allen Altersstufen auftreten, in der Volkschule, in der Mittelschule und natürlich auch im Erwachsenenalter. Jede Form hat ihre eigenen Charakteristika und kann unterschiedliche Auswirkungen auf die Betroffenen haben. Hier habe ich die häufigsten Erscheinungsformen von Mobbing zusammengefasst, damit ihr erkennen könnt, ob euer Kind in irgendeiner Weise gemobbt wird.

Physisches Mobbing

Physisches Mobbing beinhaltet körperliche Angriffe auf die betroffenen Jugendlichen. Dazu gehören Schläge, Tritte, Stoßen und andere Formen von körperlicher Gewalt.

Beispiele:
Ein Schüler oder eine Schülerin wird regelmäßig von anderen geschlagen oder getreten.
Ein Kind wird absichtlich angerempelt oder gestoßen, sodass es hinfällt.
Gegenstände des betroffenen Kindes werden zerstört oder gestohlen.

Auswirkungen: Physisches Mobbing kann sichtbare Verletzungen wie blaue Flecken oder Schnitte verursachen, im Extremfall kann es sogar zu chronischen Schmerzen und langfristigen gesundheitlichen Problemen führen.

Verbales Mobbing

Beim verbalen Mobbing werden Kinder durch Worte verletzt. Dies kann Beleidigungen, Beschimpfungen, Drohungen oder das Verbreiten von Gerüchten umfassen, die Kinder werden gehänselt und angepöbelt

Beispiele:
Ein Kind wird regelmäßig mit abwertenden Spitznamen oder Beleidigungen bedacht.
Es werden Lügen über das Kind verbreitet, um dessen Ruf zu schädigen.
Das Kind wird bedroht, um Angst und Unsicherheit zu erzeugen.

Auswirkungen: Verbales Mobbing kann das Selbstwertgefühl des betroffenen Kindes stark beeinträchtigen und zu psychischen Problemen wie Angstzuständen und Depression führen.

Soziales (relationales) Mobbing

Soziales Mobbing zielt darauf ab, die sozialen Beziehungen und das Ansehen der Betroffenen zu zerstören. Es beinhaltet Ausgrenzung, Ignorieren und das Verbreiten von Gerüchten.

Beispiele:
Ein Kind wird von seinen Mitschülern systematisch ausgeschlossen und ignoriert.
Freunde wenden sich plötzlich gegen das das Kind und schließen es aus der Gruppe aus.
Es werden absichtlich falsche Gerüchte verbreitet, um das soziale Ansehen des gemobbten Kindes zu schädigen.

Auswirkungen: Soziales Mobbing kann zu sozialer Isolation und Einsamkeit führen. Es kann das Vertrauen in Freundschaften und allgemein in zwischenmenschliche Beziehungen nachhaltig beschädigen.

Cybermobbing

Cybermobbing findet über digitale Medien wie soziale Netzwerke, Messaging-Apps oder Spieleplattformenstatt. Die Täter*innen können dabei oft anonym bleiben, was die Hemmschwelle senkt und Cybermobbing bei Kindern besonders schwierig zu erkennen macht.

Beispiele:
Ein Kind wird in sozialen Netzwerken öffentlich gedemütigt oder beleidigt.
Es werden unangenehme oder kompromittierende Fotos des Kindes online geteilt.
Das betroffene Kind erhält bedrohliche Nachrichten oder wird in Gruppenchats ausgeschlossen und beleidigt.

Auswirkungen: Cybermobbing kann besonders heimtückisch sein, da es rund um die Uhr stattfinden kann und Betroffene keine Rückzugsmöglichkeit haben. Es kann zu schweren psychischen Belastungen und im Extremfall sogar zu Suizidgedanken führen.

Mehr zum Thema Cybermobbing findest du in meinem Blogbeitrag „Was ist Cybermobbing? Wege aus der Online-Falle“.

Geschlechtsbezogenes / sexistisches Mobbing

Diese Form des Mobbings beinhaltet Belästigungen und abwertende Kommentare, die sich auf das Geschlecht des gemobbten Kindes beziehen. Es kann auch sexuelle Belästigung umfassen.

Beispiele:
Ein Mädchen wird aufgrund ihres Geschlechts herabgewürdigt und bekommt gesagt, dass es bestimmte Dinge nicht kann oder darf.
Ein Junge wird wegen seines Aussehens oder Verhaltens sexuell belästigt.
Ein Kind erhält sexistische Kommentare oder wird aufgrund seiner geschlechtlichen Identität ausgegrenzt.

Auswirkungen: Geschlechtsbezogenes Mobbing kann das Selbstbild und das Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigen. Es kann auch zu langfristigen Traumata und Problemen in der eigenen Identitätsfindung führen.

Auswirkungen von Mobbing auf Kinder

Die Auswirkungen von Mobbing können schwerwiegend und langfristig sein. Mobbing kann sowohl die psychische als auch die physische Gesundheit von Betroffenen stark beeinträchtigen. Zu den häufigsten Auswirkungen gehören:

Psychische Gesundheit: Depressionen, Angstzustände, Schlafstörungen und geringes Selbstwertgefühl.
Physische Gesundheit: Kopf- und Bauchschmerzen, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit.
Schulische Leistung: Gemobbte Kinder haben oft Schwierigkeiten in der Schule, erzielen schlechtere Noten und meiden den Schulbesuch.
Soziale Isolation: Die betroffenen Kinder ziehen sich von Freunden und sozialen Aktivitäten zurück.

Langfristig kann Mobbing das Selbstwertgefühl, die zwischenmenschlichen Beziehungen und die schulische und später berufliche Entwicklung beeinflussen.

Es ist daher entscheidend, dass Eltern Mobbing an ihrem Kind frühzeitig erkennen.

Wichtig ist auch, dass Lehrkräfte und Mitschüler*innen auf Anzeichen von Mobbing achten und frühzeitig eingreifen, um das Wohl der betroffenen Kinder zu gewährleisten.

Auslöser für Mobbing

Mobbing kann plötzlich beginnen, Auslöser dafür können Kleinigkeiten sein. Schon die „falsche“ Kleidung, schlechte Haut oder Ungeschicklichkeit kann für Jugendliche ausreichen, Klassenkamerad*innen zu demütigen und auszugrenzen. Auch bisherige Freund*innen schließen sich dem an, meist aus Angst, ansonsten selbst Opfer von Mobbing zu werden. So können aus Freund*innen sehr schnell Peiniger*innen werden. Die Mobbing-Übergriffe an Kindern werden von Erwachsenen oft lange nicht erkannt, was auch daran liegt, dass sich die Attacken immer mehr in die digitale Welt verlagern. Dies stellt auch den Unterschied zwischen Cybermobbing und Mobbing dar.

Während sich beim klassischen Mobbing Täter*innen und Betroffene aus der realen Welt kennen, sich treffen und gegenübertreten, so ist die Hemmschwelle beim Cybermobbing um einiges niedriger, da die Täter*innen anonym bleiben können. Und gerade diese Anonymität macht Cybermobbing so gefährlich.

Die HBSC Studie der WHO Europa von 2024 über das Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter hat die verschiedenen Formen von Mobbing und Gewalt unter gleichaltrigen Jugendlichen in 44 Ländern und Regionen zum Schwerpunt. Aus der Studie geht hervor, dass sich im Durchschnitt 6 % der Jugendlichen an Mobbing gegen andere in der Schule beteiligen. Solche Verhaltensweisen sind unter Buben (8 %) häufiger als unter Mädchen (5 %).

Etwa 11 % der Jugendlichen waren in der Schule von Mobbing betroffen, wobei hier das Verhältnis von Buben und Mädchen in etwa gleich ist.

Mobbing bei Kindern erkennen

Wenn du deinem Kind helfen möchtest, dann ist es wichtig zu erkennen, ob es sich bei deinem Kind um Mobbing handelt. Die Schwierigkeit dabei ist, den Balanceakt zwischen Aushalten und schnellen Lösungen, zwischen Ausfragen und Ruhe bewahren hinzubekommen. Denn natürlich möchtest du dein Kind beschützen, alles tun, damit es eine unbeschwerte und fröhliche Kindheit und Jugend erleben kann. Manchmal handeln Eltern aus Angst und Sorge um das Wohl des Kindes jedoch überstürzt und sind so ihrem Kind nicht wirklich eine Hilfe.

Sehen wir uns also erstmal an, wie ihr Mobbing bei Kindern erkennen könnt. Was sind die Anzeichen, dass es sich womöglich um Mobbing handelt?

Emotionale Anzeichen bei Mobbing

Die Betroffenen von Mobbing ziehen sich oft mehr und mehr zurück, tun so, als würde ihnen die Situation nichts ausmachen und geben sich manchmal sogar selbst die Schuld an den Übergriffen.

Das Selbstwertgefühl leidet bei den betroffenen Kindern und Jugendlichen massiv. Aus Angst, dass sich die Situation noch verschlimmern könnte, suchen sie keine Hilfe bei Erwachsenen.

Manche Kinder werden aber auch aggressiv und wütend und sind leicht reizbar, da sie unter erhöhtem Stress leiden. Andere Jugendliche wirken traurig, niedergeschlagen und hoffnungslos. Und auch, wenn euer Kind häufig negative Gedanken über sich selbst äußert, an sich zweifelt und meint, dass es zu nichts nutze ist, dann ist Vorsicht geboten.

Physische Anzeichen bei Mobbing

Der Stresspegel der gemobbten Kinder ist hoch und die ständige Angst vor erneuten Übergriffen lässt tatsächliche Angriffe und alltägliche Handlungen anderer für die Betroffenen verschwimmen. Oft sind psychosomatische Beschwerden die Folge dieser permanenten Anspannung.

Es beginnt meist mit Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schlafstörungen. Manche Kinder kommen auch öfter mit blauen Flecken oder Kratzern nach Hause, die sie nicht wirklich erklären können.

Einige Kinder und Jugendliche neigen durch die Dauerbelastung zu ungewöhnlichem Essverhalten wie Appetitlosigkeit oder übermäßigem Essen. Oft kann man Mobbing bei Kindern auch an Schlafstörungen erkennen, die Jugendlichen haben Probleme beim Einschlafen, wachen oft auf oder leiden unter Albträumen.

Soziale Anzeichen bei Mobbing

Die Kinder und Jugendlichen ziehen sich oft aus ihrem Freundeskreis zurück und vermeiden soziale Aktivitäten. Sie werden nach und nach von ihren früheren Freunden und Freundinnen gemieden und wollen auch nicht mehr zur Schule gehen, haben regelrecht Angst vor dem Schulbesuch. Oder sie meiden andere Orte oder Personen, die bisher kein Problem für sie waren, z.B. den Schulhof oder bestimmte Spielplätze oder Orte in der Siedlung. Wenn dein Kind also immer wieder darum bittet, zu Hause bleiben zu dürfen oder morgens über Kopf- oder Bauchschmerzen klagt, dann solltest du mal genauer hinhören. Denn vielleicht lässt sich durch diese Anzeichen Mobbing bei deinem Kind erkennen.

Verhaltensänderungen bei Mobbing

Mobbing bei Kindern kann man auch an einem Leistungseinbruch der Jugendlichen erkennen. Wenn die Schulnoten schlechter werden und dein Kind plötzlich kein Interesse mehr am Lernen zeigt, kann das ein Anzeichen von Mobbing sein. Vielleicht erzählt dein Kind auch weniger von Erlebnissen in der Schule oder wirkt zurückhaltend oder gereizt, wenn es von dir auf bestimmte Themen angesprochen wird.

Genauer hinschauen solltet ihr auch, wenn euer Kind plötzlich ein verändertes Online-Verhalten zeigt, wenn es auf Benachrichtigungen ängstlich reagiert oder bestimmte Apps meidet.

Mobbingerfahrungen können auch das Verhalten gegenüber den Eltern oder Geschwistern beeinflussen. Dein Kind hat vielleicht plötzlich Geheimnisse, die es weder dir noch seinen Geschwistern erzählen möchte, reagiert aggressiv auf Familienmitglieder oder braucht mehr Aufmerksamkeit, wird unverhältnismäßig anhänglich und sucht verstärkt die Nähe der Eltern.

Aber Vorsicht: an all diesen Verhaltensweisen lässt sich Mobbing bei Kindern erkennen, sie können aber auch andere Ursachen haben.

Und hier liegt die Schwierigkeit. Der Abfall schulischer Leistungen kann einfach nur an schulischem Desinteresse während der Pubertät liegen. Die Jugendlichen suchen sich in dieser Zeit auch andere Freundeskreise oder möchten weniger mit den Eltern sprechen. Die Hormonumstellung kann zu Gereiztheit oder Antriebslosigkeit, aber auch zu physischen Symptomen führen. Daher ist es immer wichtig, körperliche Symptome erstmal abzuklären und neue Verhaltensweisen erstmal zu beobachten.

Mobbing bei Kindern erkennen: Die Rolle der Gruppendynamik

Mobbing lebt von der Dynamik innerhalb einer Gruppe oder Klasse und ist ein kollektives Phänomen. Um Mobbing bei Kindern erkennen zu können, ist es wichtig zu verstehen, dass Schüler*innen unterschiedliche Rollen im Mobbing-Geschehen einnehmen können, die alle das Mobbing beeinflussen. Neben den Betroffenen und den mobbenden Jugendlichen gibt es laut Forschung noch weitere Gruppen in Mobbingsituationen:

Bullies / Täter*innen

Sie ergreifen die Initiative, um aktiv jemanden zu schikanieren, und übernehmen die Führungsrolle in der Gruppe. Sie verspüren ein Machtgefühl und genießen es, Kontrolle auszuüben, wobei sie Freude daran haben, wenn ihre Mitschüler*innen Angst vor ihnen haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder und Jugendliche mobben, steigt, wenn sie in gefühlskalten Familien aufwachsen, in denen aggressives Verhalten verharmlost wird.

Assistants / Assistent*innen

Sie orientieren sich am Verhalten der Bullies und schikanieren aktiv mit. Oft unterschätzen sie die Auswirkungen der Attacken und finden die Schikane lustig.

Reinforcer / Verstärker*innen

Verstärker*innen sehen bei Mobbing zu, lachen mit oder feuern die mobbenden Jugendlichen an. Durch ihr Verhalten verstärken sie die Handlungen, ohne das Gefühl zu haben, aktiv etwas Schlimmes zu tun.

Defenders / Verteidiger*innen

Diese Gruppe stellt sich deutlich auf die Seite der betroffenen Kindes und unterstützt es. Sie versuchen aktiv, etwas gegen die Attacken zu unternehmen und die mobbenden Kinder von ihren Angriffen abzuhalten.

Outsider / Außenstehende

Das sind jene Schüler*innen, die die Schikanen miterleben, sich aber aus der Mobbingsituation heraushalten und nicht eingreifen. Ihre Passivität kann von den Bullies als Billigung ihrer Taten wahrgenommen werden.

Victim / Betroffene

Wer von Mobbing betroffen ist, lässt sich nicht einfach auf einige Persönlichkeitsmerkmale reduzieren. Jede und jeder kann von Mobbing betroiffen sein, abhängig von der Zusammensetzung der Klasse, den dort geltenden Normen und dem Verhalten der Lehrkräfte.

Hinweis: Beim Thema Mobbing wird oft von „Opfern“ gesprochen, was eine gewisse Handlungsunfähigkeit impliziert. Häufig verlieren die betroffenen Kinder im fortschreitenden Mobbingprozess zusehends ihr Selbstvertrauen und zweifeln an ihren sozialen Kompetenzen. Es ist jedoch für ihre psychische Gesundheit wichtig, dass sie lernen, auch in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben oder zu werden. Daher empfehle ich, in Gesprächen und im Rahmen der aktiven Auseinandersetzung im Mobbingprozess, den Begriff „Betroffene und Betroffener“ anstelle von „Opfer“ zu verwenden.

Die Kenntnis über diese unterschiedlichen Rollen und Dynamiken ist entscheidend, um Mobbing bei Kindern erkennen zu können und wirksam dagegen vorzugehen. Durch das Verstehen der Gruppendynamik können Eltern, Lehrer und Betreuer gezielte Maßnahmen ergreifen, um Mobbing zu verhindern und betroffenen Kindern zu helfen.

8 Tipps, wie du Mobbing erkennen und deinem Kind helfen kannst

Wenn Eltern erfahren, dass ihr Kind gemobbt wird, ist schnelles, aber besonnenes Handeln gefragt. Die psychischen Folgen von Beleidigungen, Ausgrenzung und ständigen Schikanen können schwerwiegend sein. Hier findest du acht Tipps, wie du dein Kind bei Mobbing unterstützen kannst:

1. Nimm dein Kind ernst

Höre deinem Kind aufmerksam zu, wenn es dir von seinen Sorgen oder Problemen erzählt. Wiederhole, was es gesagt hat, und frage nach, um einen besseren Eindruck von der Situation zu bekommen. So zeigst du deinem Kind, dass du es ernst nimmst. Ermutige dein Kind, Mobbingvorfälle in der Klasse anzusprechen, Betroffene zu unterstützen und gegebenenfalls die Lehrkräfte zu informieren. Kläre dein Kind darüber auf, dass Hilfe holen kein Petzen ist!

2. Ruhe bewahren

Bleib ruhig und verliere nicht die Fassung, wenn dein Kind von Schikanen berichtet. Es ist verständlich, dass dich das wütend oder traurig macht, aber zeige deinem Kind, dass es okay ist, diese Gefühle zu haben. Sprich mit ihm darüber, dass es normal ist, sich über das Verhalten anderer zu ärgern.

3. Keine Schuldzuweisungen

Es ist wichtig, dass dein Kind weiß, dass es sicher keine Schuld daran hat, dass es gemobbt wird. Vermeide Sätze, die das Gegenteil vermitteln könnten, wie „Warum lässt du dir das gefallen?“. Zeige deinem Kind stattdessen, dass du stolz darauf bist, dass es dir sein Problem anvertraut hat. Dein Kind fühlt sich hilflos und braucht deine Unterstützung und dein Verständnis.

4. Grenzen erarbeiten

Ermutige dein Kind, seine eigenen Grenzen zu erkennen und zu verteidigen. Zeige ihm Möglichkeiten, wie es seine Grenzen in der Freizeit und in der Familie setzen und schützen kann. Achte darauf, dass diese Grenzen respektiert werden. Kinder müssen lernen, dass sie Grenzen setzen dürfen und diese auch verteidigen können. Dies stärkt ihr Selbstvertrauen und ihre Fähigkeit, sich zu wehren.

5. Gefühle akzeptieren und annehmen

Nimm die Gefühle deines Kindes ernst und sprich mit ihm darüber. Dein Kind lernt dadurch, dass seine Gefühle wichtig sind und es ein Recht darauf hat, dass diese respektiert werden. Und damit meine ich alle Gefühle. Auch Angst, Wut und Zorn sind Emotionen, die ihren Platz haben dürfen.

6. Freundschaften stärken

Gemeinschaft und Freunde machen Kinder stark. Mobber*innen suchen sich oft einzelne Kinder als Opfer aus, besonders solche mit wenigen Freund*innen. Gib deinem Kind immer wieder die Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende Freundschaften zu pflegen. Freunde geben Rückhalt und sind ein guter Schutz gegen Mobbing.

7. Fokus neu ausrichten

Mobbing kann sehr belastend sein. Hilf deinem Kind, den Fokus wieder auf die positiven Dinge im Leben zu richten. Frage es nach schönen Erlebnissen, netten Gesten von anderen oder leckeren Mahlzeiten. Auch wenn dein Kind anfangs nicht darauf eingeht, werden diese Fragen nach und nach dazu führen, dass es mehr auf die positiven Erlebnisse achtet.

8. Selbstpflege nicht vergessen

Vergiss nicht, auch auf deine eigene psychische Gesundheit zu achten. Eltern, die gut für sich selbst sorgen, sind stabiler und können so ihren Kindern besser helfen.

Mit diesen Tipps kannst du dein Kind unterstützen und ihm helfen, mit Mobbing umzugehen. Es ist wichtig, dass dein Kind weiß, dass es auf dich zählen kann und dass ihr gemeinsam Lösungen findet.

Solltest du dich mit der Situation überfordert fühlen, dann kannst du dir Unterstützung in der Elternberatung holen. Wenn dein Kind gerade im Teenageralter ist und dir gegenüber nicht öffnen möchte, dann ist die Kinder- und Jugendberatung vielleicht ein geschützter Raum, wo deine Tochter oder dein Sohn über das Mobbing sprechen möchte und Strategien und Lösungen finden kann.

Mobbing ist ein ernstes Problem, das das Leben von Kindern und Jugendlichen erheblich beeinträchtigen kann. Eltern spielen eine entscheidende Rolle dabei, ihre Kinder zu unterstützen und ihnen zu helfen, wenn sie gemobbt werden. Das Zuhören und Verstehen der Gefühle des Kindes sowie die Förderung von Empathie und sozialen Kompetenzen sind wichtige Schritte zur Bewältigung des Mobbingproblems. Mobbing sollte niemals ignoriert oder verharmlost werden, sondern aktiv angegangen werden, um das Wohl der betroffenen Kinder sicherzustellen.

Hier findest du noch einige Adressen, wohin sich Eltern wenden können, wenn sie Hilfestellungen beim Thema Mobbing benötigen. Und auch Rat auf Draht bietet kostenlose Beratungen für Eltern an.