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Wenn das Kind nicht in die Schule geht: Schulverweigerer motivieren

8. August 2023

Jugendliche, die die Schule verweigern, haben oft unterschiedliche Gründe, warum sie nicht mehr hingehen wollen. Diese reichen von Schulangst, Mobbing über familiäre oder persönliche Probleme bis hin zu Schwierigkeiten mit dem Lernstoff. Um diese Schulverweigerung zu vermeiden, ist es wichtig, die Ursachen zu verstehen und entsprechend zu handeln. In Österreich besteht für alle Kinder eine neunjährige Schulpflicht, die im Schulpflichtgesetz geregelt ist. Schülerinnen und Schüler müssen den Unterricht regelmäßig und pünktlich besuchen und dürfen nur bei gerechtfertigten Gründen fernbleiben.

Aber was passiert mit Schulverweigerern? In diesem Artikel widme ich mich der Frage, wie ihr als Eltern eure Kinder motivieren könnt, die Schule wieder gerne zu besuchen.

Kinder freuen sich nach dem Kindergarten meist auf die Schule. Ein neues Abenteuer beginnt, Lernen macht Spaß und die Vorfreude auf einen neuen Freundeskreis ist groß. Doch oft wird aus dieser Freude während der Pubertät ein Zwang und viele Jugendliche wollen nicht mehr zur Schule gehen.

Schon im Alter von 8 Jahren bemerkt man bei machen Schulkindern eine Unlust, in die Schule zu gehen. Offensichtlicher wird diese Schulmüdigkeit dann meist in der Pubertät, wenn die Teenager sich aktiv dagegen auflehnen, die Schule zu besuchen. Du denkst dir jetzt vielleicht „Ja! Auch mein Kind geht nicht in die Schule. Das habe ich schon bemerkt, aber was kann ich tun?“. Dieser Frage werde ich etwas später beantworten, denn erst einmal will ich auf die Gründe eingehen, warum Kinder die Schule verweigern.

Häufige Ursachen, warum Jugendliche Schule blöd finden

Die Gründe, warum Kinder und Jugendliche nicht mehr in die Schule gehen wollen, sind so unterschiedlich wie die Kinder selbst. Aus diesem Grund gibt es auch unterschiedliche Strategien, wie man Schulverweigerer motivieren kann. Um dies sinnvoll zu tun ist es aber notwendig, den Ursachen auf den Grund zu gehen und sich anzusehen, warum gerade mein Kind nicht mehr in die Schule gehen will.

Schulangst

Schulangst ist ein weit verbreitetes Problem und hat unterschiedliche Gründe. Entweder liegen die Gründe in schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit oder in schlechten Noten in einem oder mehreren Fächern. Oft ist auch Prüfungsangst eine Ursache dafür, warum Kinder und Jugendliche nicht mehr in die Schule gehen wollen. Durch diese Ängste fällt das Lernen noch schwerer, der Leistungsdruck wird dadurch aber immer größer, was wiederum die Angst nährt. Ein Teufelskreis, der aber durchbrochen werden kann.

Wenn ihr Tipps braucht, um mit der Schulangst eures Kindes umzugehen, findet ihr diese in meinem Artikel „Schulangst . was tun?„.

Mobbing

Mobbing stellt ein immer größer werdendes Problem an Schulen dar und führt dazu, dass sich Schüler und Schülerinnen durch diese soziale Isolation in der Schule unwohl und unsicher fühlen.

Mobbing kann körperliche, verbale und soziale Auswirkungen haben, Betroffene wollen sich der Schikane einfach nicht mehr aussetzen und meiden daher oft die Schule.

Mehr zum Thema Mobbing und wie ihr eure Kinder davor schützen könnt, findet ihr hier. Sollte euer Kind von Internet-Mobbing betroffen sein, dann findet ihr mehr Informationen in meinem Blogbeitrag zum Thema Cybermobbing. Wenn du nicht sicher bist, ob es sich bei deinem Kind um Mobbing handelt, dann ist mein Artikel „So erkennst du, ob dein Kind gemobbt wird“ vielleicht interessant für dich.

Familiäre Probleme

Konflikte zu Hause, Scheidung oder Trennung der Eltern, aber auch Krankheit oder Tod eines Familienmitglieds können bei Kindern und Jugendlichen zu Rückzug oder auch Konzentrationsschwierigkeiten führen. Bei manchen Kindern können Verlustängste auftreten, sodass sie das Haus nicht mehr verlassen wollen, um es bei ihrer Rückkehr nicht leer vorzufinden.

Probleme mit Lehrpersonen

Kinder und Jugendliche können Schwierigkeiten haben, mit einer bestimmten Lehrperson klarzukommen und fühlen sich ungerecht behandelt. Konflikte mit Lehrenden können dazu führen, dass Schulkinder sich unwohl fühlen und Schwierigkeiten haben, sich auf den Unterricht bei dieser Person zu konzentrieren.

Persönliche Probleme

Vielen Kindern und Jugendlichen fehlt es an Selbstvertrauen, wachsende Unsicherheit und Selbstzweifel können bei Kindern und Jugendlichen zu Schulverweigerung führen. Die Jugendlichen fühlen sich allgemein unsicher und haben durch dieses fehlende Selbstbewusstsein Schwierigkeiten, sich auf den Unterricht zu konzentrieren.

Schulische Herausforderungen

Für manche Schulkinder ist der Lernstoff eine große Herausforderung, sie können mit dem Tempo nicht Schritt halten und fühlen sich unwohl und überfordert. Daraus resultiert eine Unlust, in die Schule zu gehen, wo sie täglich das Gefühl haben, zu versagen.

All diese Herausforderungen können dazu führen, dass Kinder und Teenager sich in der Schule nicht mehr wohl fühlen und lieber zu Hause bleiben oder die Schule schwänzen. Flucht ist in Situationen, in denen wir uns unsicher fühlen, eine natürliche Reaktion. Aber in diesem Fall kann eine Flucht, also das Verweigern des Schulbesuches, eine Gesetzesverletzung darstellen.

Schule schwänzen – rechtliche Folgen in Österreich

In Österreich besteht für alle Kinder die allgemeine Schulpflicht von 9 Schuljahren, jedes Kind muss also ab Vollendung des 6. Lebensjahres die Schule besuchen. Das ist in der Verfassung Art 14 Abs 7a Bundes-Verfassungsgesetz festgehalten und im Schulpflichtgesetzt geregelt. Alle Schulkinder müssen also die Schule regelmäßig und pünktlich besuchen und dürfen dem Unterricht nur fernbelieben, wenn sie gerechtfertigt verhindert sind. Das ist dann der Fall, wenn sie zum Beispiel krank sind, wenn sie zu Hause gebraucht werden, weil ein Elternteil erkrankt ist oder wenn der Schulweg durch Witterung o.ä. nicht begehbar ist.

Die Eltern sind also verpflichtet, für die Anwesenheit ihres Kindes in der Schule zu sorgen, außerdem sind sie dafür verantwortlich, dass das minderjährige Kind die Schulordnung einhält und die dort vorgesehenen Prüfungen ablegt.

Aber was passiert mit Schulverweigerern bzw. mit ihren Eltern, wenn das Kind nicht in die Schule geht? Die rechtlichen Folgen des unerlaubten Fernbleibens von der Schule treffen in Österreich bei Minderjährigen die Erziehungsberechtigten. Bleiben Minderjährige unerlaubt für 3 oder mehr Tage fern, so muss dies bei der Bezirksverwaltungsbehörde angezeigt werden und die Eltern müssen mit einer Geldstrafe von 110€ bis zu 440€ rechnen. Kann die Strafe nicht beglichen werden so beträgt die Ersatzfreiheitsstrafe bis zu zwei Wochen.

Schulverweigerer begehen also einen Gesetzesbruch, wenn sie nicht in die Schule gehen, und genau das sollten Teenager auch wissen.

Was Eltern tun können, wenn das Kind die Schule schwänzt

Manchmal scheint es unglaublich schwierig, pubertierende Kinder zu motivieren, egal wofür. Aber wie kann man Schulverweigerern wieder die Lust am Lernen und an der Schule näher bringen? Hier findet ihr ein paar Tipps, die Eltern im Umgang mit Schulverweigerern helfen können.

Der Angst ins Auge schauen

Was ist eure größte Angst als Eltern, wenn das Kind nicht mehr zur Schule geht? Habt ihr Angst, dass das Kind vereinsamt, dass es nur noch vor dem Computer abhängt oder dass es sich seine Zukunft verbaut? Warum sollte das Kind eigentlich die Schule besuchen, wozu wollt ihr eure Schulverweigerer motivieren? Zuerst sollten Eltern ihre Ziele für sich abklären, erst dann können sie auch ihrem Nachwuchs ihre Wünsche und Hoffnungen vermitteln. In dieser Phase kann die Elternberatung Klarheit in oft verworrene Situationen bringen.

Neugierig sein

Jedes Kind ist unterschiedlich, und das ist auch gut so. Und auch die Gründe, warum Kinder und Jugendliche plötzlich nicht mehr zur Schule gehen wollen, sind unterschiedlich. Daher ist es wichtig, den Jugendlichen zuzuhören. Interessiert euch für eure Kinder, für die tieferliegenden Ursachen und ihre Beweggründe. Oft klärt ein offenes Gespräch zum richtigen Zeitpunkt viele Fragen und die Eltern lernen, sich in die Position ihres Kindes zu versetzen. Dabei ist es wichtig, möglichst unvoreingenommen und ohne Vorwürfe ins Gespräch zu gehen, also neugierig und interessiert zu sein, was das Kind zu sagen hat.

Möglichkeiten besprechen

In der Pubertät ist es oft eher Schulunlust als Schulangst, die die Jugendlichen empfinden. Die Lust, Neues zu lernen, hat sich in ihre Freizeitaktivitäten verschoben, sie sehen es manchmal als nicht notwendig an, in die Schule zu gehen. Vielleicht träumen sie von einem Beruf, für den sie die Schule nicht benötigen („Mama, ich will eh Influencer*in werden), oder sie machen in der Schule nur negative Erfahrungen und wollen sie deshalb nicht mehr besuchen. Sie haben also kein Ziel vor Augen, das sie in irgendeiner Hinsicht motiviert.

Interessiert euch für die Wünsche und Ziele eures Kindes, geht mit ihm verschiedene Möglichkeiten durch, offen und ohne Vorbehalt, und bietet eure Unterstützung an.

Körperliche Beschwerden abklären

Bei Kindern, die unter Schulangst oder gar Schulphobie leiden, kommt es oft zu körperlichen Beschwerden wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen. Sollten diese Phänomene auftreten, sollten die Eltern diese ärztlich abklären lassen. Können körperliche Ursachen ausgeschlossen werden und treten die Beschwerden gemeinsam mit Ängstlichkeit, Passivität oder depressiven Verstimmungen auf, so empfehle ich umgehend eine therapeutische Abklärung.

Druck rausnehmen

Die meisten Jugendlichen stehen in ihrer Schulzeit unter enormem Druck. Die Anforderungen steigen, sobald sie in die Oberstufe kommen, der Lernstoff wird immer mehr und komplexer und irgendwann steht auch die Matura vor der Türe. Meiner Erfahrung nach öffnen sich die Jugendlichen, sobald der Druck nachlässt und die Ansprüche heruntergeschraubt werden. Erst dann können sie die Lust am Lernen wieder neu entdecken und selbständig und von sich aus erfahren, dass Schule und Lernen Spaß machen können. Dazu ist es wichtig, die einzelnen Schritte auf dem Weg zum Schulabschluss in kleine Schritte aufzuteilen. Die Einzelschritte sind dann überschaubar und gleichzeitig wird der Druck geringer.

Erfolge gemeinsam feiern

Auch kleine Erfolge sind Erfolge. Und auch die sollen gefeiert werden.

Ein gekochtes Lieblingsessen, ein gemeinsamer Ausflug oder eine kleine Aufmerksamkeit, denn wir alle mögen es, wenn wir Wertschätzung und Anerkennung erfahren. Dabei muss ein Erfolg nicht immer ein Sehr gut sein, auch geringfügige Verbesserungen können gewürdigt werden. Positives Feedback wirkt auf unser neuronales Belohnungssystem im Gehirn wie ein Stück Schokolade, es bewirkt ein Hochgefühl, indem Dopamin, Endorphine und Oxytocin ausgeschüttet werden.

Gemeinsam Lösungen finden

Manchmal kommen die Eltern allein nicht weiter, dann kann ein Schüler-Eltern-Lehrer-Gespräch helfen, die Situation zu klären. Die Schule mit ins Boot zu holen ist wichtig, denn das geschulte Lehrpersonal kann Schulverweigerer motivieren und kennt das Kind oft auf einer anderen Ebene als die Eltern. Lehrpersonen sind dafür ausgebildet und können auch auf Unsicherheiten der Eltern eingehen, deshalb ist es wichtig, hier offen zu erzählen, wie man selbst das Kind zu Hause erlebt. Manchmal schlagen Lehrpersonen auch vor, mit dem Kind zuerst allein zu sprechen, wichtig ist aber vor allem, dass sich alle Beteiligten wohl fühlen in der Gesprächssituation.

Abschließend ist zu sagen, dass das Gespräch die Basis darstellt, wie Kinder, die die Schule verweigern, motiviert werden können.

Erst, wenn Ängste und Ziele abgeklärt werden, wenn familiäre, schulische oder soziale Probleme gemeinsam besprochen werden, kann die Motivation für die Schule wiedergefunden werden und Lernen wieder Spaß machen.

Hilfe für Eltern von Schulverweigerern

Manchmal fällt es schwer, das offene Gespräch mit dem eigenen Kind zu suchen oder als Familie wertfrei miteinander zu sprechen. Der geschützte Rahmen der Beratung kann den Einstieg in ein Gespräch für viele Familien erleichtern und den Blick weg vom Problem hin zur Lösung erleichtern.

Wenn ihr ein Anliegen habt, könnt ihr euch gerne über mein Angebot der Familienberatung informieren. 

Sollte euer Kind aus dem einfachen Grund nicht in die Schule wollen, weil es morgens einfach müde ist, dann findet ihr in meinem Blogbeitrag „Müde Teenager: Mein Kind kommt morgens nicht aus dem Bett“ mehr Informationen zu diesem Thema.