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Eine Generation voller Angst: Zukunftsängste bei Jugendlichen 

21. August 2024

Die heutige Jugend steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die oft überwältigend wirken können. Mit ständigem Druck durch soziale Medien, politische Unsicherheiten und die Klimakrise sehen sich viele Teenager mit massiven Zukunftsängsten konfrontiert. In diesem Artikel möchte ich dir einen Leitfaden bieten, wie du als Elternteil die Zukunftsängste der Jugend besser verstehen und Kindern helfen kannst, sich zu angstfreien Erwachsenen zu entwickeln.

Was sind die Zukunftsängste der Jugend heute?

Laut der Ö3 Jugendstudie von 2024 mit über 30.000 Teilnehmer*innen bereiten den Schüler*innen und Student*innen der Generation Z folgende Themen am meisten Angst und Sorge:

1. Krieg
2. Terrorismus
3. Klimawandel
4. Angehende Schere zwischen arm und reich
5. Soziale Unruhen
6. Wirtschaftskrise

Darüber hinaus beschäftigen die jungen Leute derzeit Themen wie der Wohnungsmarkt, die Atomkraft und der Rassismus im Alltag. Sie machen sich aber auch über Zuwanderung und den Arbeitsmarkt viele Gedanken.

Es sind viele unterschiedliche Themen, die in den Köpfen der Jugendlichen herumschwirren und die Jugend mit Angst in eine ungewiss erscheinende Zukunft blicken lassen.

Doch um nicht allzu pessimistisch auf die Zukunftsängste der Jugend zu blicken, möchte ich hier noch die Ergebnisse einer SINUS-Studie  zu den Themen Zukunftsoptimismus und Lebenszufriedenheit aus dem Jahr 2021 teilen. Danach blicken zwei Drittel der Jugendlichen optimistisch in die Zukunft, die Mehrheit der befragten Jugendlichen ist im Großen und Ganzen mit ihrem Leben zufrieden.

Die alltäglichen Ängste der Jugend verstehen

Zukunftsängste bei Jugendlichen sind keine Seltenheit. Viele junge Menschen sorgen sich um ihre Zukunft, sei es aufgrund von Kriegen, Terrorismus, Krankheit, schlechter Jobaussichten oder der Angst vor Verarmung. In einer Welt, die sich schnell verändert und in der Unsicherheiten mehr und mehr zunehmen, können diese Ängste leicht überhandnehmen. Viele Jugendliche in Österreich fühlen sich durch unsichere Zukunftsaussichten belastet. Aber was genau sind diese Ängste und woher kommen sie?

Krieg und Terrorismus

Heutzutage sind Nachrichten rund um die Uhr verfügbar. Das bedeutet, dass Jugendliche ständig mit negativen Informationen regelrecht bombardiert werden. Die Informationsquellen sind so vielfältig und allgegenwärtig, dass Bilder und Berichte über Krieg, Terrorismus und humanitäre Katastrophen andauernd auf die Kinder einprasseln und große Ängste auslösen können. Die sozialen Medien, Serien, Dokumentationen und Podcasts sind voll von Berichten über Bedrohungslagen in anderen Teilen der Welt, aber auch ganz in unserer Nähe. Gerade eben wurden die Konzerte von Taylor Swift in Wien aufgrund von Terrorgefahr abgesagt. Solche und ähnliche Meldungen lassen das Gefühl der Unsicherheit und Angst bereits bei jungen Menschen wachsen.

Diese Ängste können zu einem Gefühl der Hilflosigkeit führen, besonders, wenn die Jugendlichen den Eindruck haben, dass sie keinen Einfluss mehr auf die Ereignisse haben.

Wenn eure Kinder mit diesen Ängsten zu euch kommen, dann nehmt sie ernst. Sprecht mit ihnen über die Ängste, die sie beschäftigen, und erklärt den Jugendlichen die Hintergründe. Schaut euch gemeinsam die Nachrichten an und sprecht auch über die Lage in Österreich. Legt dabei besonders den Fokus auf die Menschen, die sich hier und auch anderswo bemühen, den Frieden zu bewahren.

Gesundheit und Krankheit

Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, wie zerbrechlich unser Gefühl von Sicherheit sein kann. Viele Jugendliche haben seither noch mehr Angst, dass sie selbst oder geliebte Menschen in ihrem Umfeld erkranken oder gar sterben könnten. Diese Sorgen werden durch ständig präsente Medienberichte verstärkt, die vor allem die schwerwiegenden Folgen von Krankheiten betonen.

Konzentriert euch im Gespräch über Gesundheit und Krankheit mit eurem Kind auf die Dinge, die ihr gemeinsam kontrollieren könnt.

Gesundheit bedeutet gute Ernährung, viel Sport, ausreichend Hygiene und vieles mehr. All diese Aspekte könnt ihr als Familie aktiv beeinflussen. Das gibt den Jugendlichen das Gefühl der Selbstwirksamkeit zurück, also das Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten und Kompetenzen.

Klimawandel und Umweltzerstörung

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, und viele Jugendliche sind tief besorgt über die Auswirkungen, die er auf ihre Zukunft haben könnte. Die ständige Berichterstattung über Naturkatastrophen, Klimaerwärmung und das Aussterben von Tierarten kann bei jungen Menschen das Gefühl auslösen, dass ihre Welt langsam auseinanderbricht. Ihre Lebensrealität ist geprägt von immer wärmeren Sommertagen oder Starkregenfällen und Überschwemmungen. Diese Ängste können zu einem Gefühl der Ohnmacht und einer tiefen Sorge um die Umwelt führen.

Überlegt gemeinsam, wie ihr einen realistischen Beitrag leisten könnt, indem ihr umweltfreundliche Entscheidungen trefft oder euch für die Umwelt engagiert.

Jobaussichten und Verarmung

In einer globalisierten Welt, in der Arbeitsplätze häufig unsicher und die Anforderungen an Arbeitnehmer*innen ständig im Wandel sind, sorgen sich viele Jugendliche um ihre berufliche Zukunft. Werden sie einen Job finden, der ihren Fähigkeiten und Interessen entspricht? Werden sie genug verdienen, um ein gutes Leben zu führen? Diese Fragen können zu einer erheblichen Belastung werden und die Lebensqualität der Jugendlichen beeinträchtigen. Gerade, wenn euer Kind sich im Endspurt der Schulzeit befindet und sich schon bald für eine Ausbildung oder ein Studium entscheiden muss, wird es sich immer häufiger damit beschäftigen, welcher Job welche Möglichkeiten bieten kann.

Geht gemeinsam die Interessen und Fähigkeiten eures Kindes durch und entwickelt einen Speicher mit all den Möglichkeiten, die eurer Tochter oder eurem Sohn Spaß machen könnten.

Dabei ist es sinnvoll, beim anfänglichen Brainstorming wirklich alles auf eine Liste oder Mind-Map zu schreiben, was euch in den Sinn kommt. Das macht euch kreativer und bestärkt die Jugendlichen in der Ansicht, dass es viele Möglichkeiten gibt, die eigene Zukunft zu gestalten.

Warum die Jugend unter Dauerstress steht

Die Kombination aus all diesen Faktoren kann dazu führen, dass Jugendliche in einen Zustand von Dauerstress geraten. Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf Bedrohungen, aber wenn er dauerhaft anhält, kann er zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen. Eltern müssen sich bewusst sein, dass diese Ängste real sind und die Jugend ständig von Unsicherheiten umgeben ist. Daher gilt es für Eltern, die Zukunftsängste der Jugend auf jeden Fall ernst zu nehmen und nicht unter den Teppich zu kehren oder gar wegzulachen.

Was können Eltern tun, um die Zukunftsängste bei Jugendlichen zu lindern?

Zukunftsängste gehören in der Jugend einfach dazu. Jeder und jede von uns kennt diese Unsicherheit, die während der Pubertät aufkommt und in der man sich im Teenageralter auch mal ausgiebig suhlen kann. Doch gerade in einer Zeit, in der Studien- und Ausbildungsplätze nicht verteilt werden wie Giveaways auf Werbeveranstaltungen und in der nicht jedes Studium oder jede Ausbildung einen sicheren Arbeitsplatz bedeuten, nehmen die Ängste unter Jugendlichen mehr und mehr zu. Dürresommer und Wetterkapriolen leisten einen weiteren Beitrag zur Sorge und Terrorwarnungen und Kriegsnachrichten in der nächsten Umgebung bringen das Fass dann zum Überlaufen.

Da brauchen Jugendliche manchmal Unterstützung, um die Ängste zu lindern und den Kopf wieder freizubekommen für die Herausforderungen, die der Alltag während der Pubertät sowieso schon bereithält.

Strategien für den Umgang mit Ängsten

Als Elternteil möchtest du deinem Kind helfen, seine Ängste zu bewältigen und ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.

Natürlich ist ein gesundes, starkes Selbstbewusstsein der Grundstock für den Umgang mit Ängsten. 10 Tipps, wie du das Selbstbewusstsein deines Kindes stärken kannst, habe ich in meinem Blogartikel So stärkst du dein Kind zusammengefasst.

Hier sind einige Strategien, die du anwenden kannst, um die Zukunftsängste deines Kindes zu lindern.

Ängste annehmen

Ein wichtiger erster Schritt im Umgang mit den Ängsten deines Kindes ist, diese Ängste anzunehmen.

Es ist entscheidend, dass du die Sorgen deines Kindes nicht als „übertrieben“ oder „unbegründet“ abtust.

Indem du die Ängste anerkennst, zeigst du deinem Kind, dass seine Gefühle ernst genommen werden und es sich dir anvertrauen kann. Das Annehmen der Ängste schafft eine Basis des Vertrauens, auf der ihr gemeinsam Lösungen entwickeln könnt.

Sagt eurem Kind, dass ihr merkt, dass die Angst vor der Zukunft es wirklich belastet und dass diese Ängste völlig okay sind. Wichtig ist auch zu besprechen, was die Angst für eine positive Absicht hat, was sie für euer Kind will. Möchte die Angst euer Kind warnen, oder auf ein Thema aufmerksam machen? Wenn ihr das herausgefunden habt, könnt ihr gemeinsam nach Wegen suchen, mit der Angst umzugehen.

Offene Kommunikation fördern

Eine der wichtigsten Strategien im Umgang mit den Ängsten deines Kindes ist es, eine offene und ehrliche Kommunikation zu fördern. Ermutige dein Kind, über seine Ängste zu sprechen und nimm diese ernst. Zeige Verständnis und Empathie, ohne die Angstgefühle zu verharmlosen.

Wenn wir unsere Ängste teilen, sie verbalisieren und anderen mitteilen, dann nimmt ihnen das oft die Intensität, die sie haben, wenn sie nur ein innerliches Gefühl sind, das in uns wächst.

Manchmal reicht es schon, zuzuhören und einfach für dein Kind da zu sein.

Gemeinsam Lösungen finden

Wenn dein Kind mit seinen Ängsten zu dir kommt, versuche mit ihm gemeinsam Lösungen zu finden. Überlege mit deinem Sohn oder deiner Tochter, welche Schritte er oder sie unternehmen kann, um die eigenen Ängste zu reduzieren. Wenn euer Kind zum Beispiel Angst vor schlechten Jobaussichten hat, könnt ihr zusammen überlegen, welche Fähigkeiten oder Interessen es hat und wie es diese ausbauen und verbessern kann. Ihr könnt dann Tipps geben, wie und wo sich euer Kind um Praktika und Workshops umsehen kann, um seine Chancen am Arbeitsmarkt zu verbessern.

Realistische Ziele setzen

Oftmals entstehen Ängste aus unrealistischen Erwartungen oder Zielen. Hilf deinem Kind, realistische Ziele zu setzen und seine Fortschritte zu schätzen. Das kann dazu beitragen, das Selbstvertrauen zu stärken und das Gefühl der Kontrolle über die eigene Zukunft zu erhöhen.

Sollten die Ziele zu groß sein, dann teilt sie in kleinere, machbare Ziele auf.

Euer Kind wird nicht an einem Tag den Planeten retten, aber ihr könnt überlegen, wie ihr als Familie dem Klimawandel entgegentreten und die Umwelt schützen könnt.

Praktische Tipps zur Unterstützung deines Kindes

Hier sind einige praktische Tipps, die du anwenden kannst, um dein Kind in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen. Die Zukunftsängste der Jugend sind wohl den meisten Erwachsenen nicht fremd, daher könnt ihr diese Tipps auch in der Familie anwenden.

Stressbewältigungstechniken erlernen

Zeige deinem Kind, wie es mit Stress umgehen kann, indem du ihm verschiedene Stressbewältigungstechniken beibringst. Das können Entspannungsübungen, Atemtechniken oder sportliche Übungen sein. Findet gemeinsam heraus, was deinem Kind hilft, den Geist zu beruhigen und den Körper zu entspannen.

Wenn dein Teenager diese Übungen nicht mit euch Eltern machen möchte, dann kann euer Sohn oder eure Tochter diese gerne in der Kinder- und Jugendberatung mit mir als neutraler Person kennenlernen.

Medienkonsum regulieren

Der ständige Konsum von negativen Nachrichten kann die Ängste deines Kindes verstärken. In den sozialen Medien werden verstärkt jene Nachrichten gezeigt, an denen dein Kind hängen bleibt oder nach denen es bereits gesucht hat. Versuche, den Medienkonsum deines Kindes zu regulieren und achte darauf, dass es Zugang zu positiven Nachrichten und inspirierenden Geschichten hat. Ermutige dein Kind, sich auf Aktivitäten zu konzentrieren, die ihm Freude bereiten, die es mit anderen gemeinsam machen kann und die im besten Falle keinen Bildschirm beinhalten.

Unterstützung durch Fachleute

Wenn die Ängste deines Kindes zu groß werden und seinen Alltag beeinträchtigen, solltest du nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Als Lebens- und Sozialberaterin, Kinder- und Jugendcoach, Elterncoach sowie Familienberaterin stehe ich euch und eurem Kind gerne zur Seite, um gemeinsam Lösungen zu finden und die Zukunftsängste der Jugend zu bewältigen.

Wie du dein Kind in der Jugend bei Zukunftsängsten unterstützen kannst

Langfristige Strategien zur Angstbewältigung

Die Unterstützung deines Kindes bei der Bewältigung seiner Zukunftsängste in der Jugend ist ein langfristiger Prozess, der Geduld und Engagement erfordert. Hier sind einige Strategien, die du anwenden kannst, um deinem Kind zu helfen, sich zu einem selbstbewussten und angstfreien Erwachsenen zu entwickeln.

Selbstvertrauen stärken

Ein starkes Selbstvertrauen ist der Schlüssel zur Bewältigung von Ängsten. Du wirst jetzt denken: Ja klar, das liegt ja auf der Hand, aber wie macht man das? Hilf deinem Kind, seine Stärken zu erkennen und zu schätzen. Unterstütze es dabei, neue Fähigkeiten zu erlernen und Herausforderungen zu meistern.

In meinem Artikel So stärkst du dein Kind findest du 10 Tipps zu Thema Selbstbewusstsein stärken.

Ein gesundes Selbstbewusstsein kann dazu beitragen, die Ängste deines Kindes in der Jugend zu reduzieren und ihm ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.

Resilienz fördern

Das Wort Resilienz ist seit ein paar Jahren in aller Munde, aber was genau bedeutet es? Resilienz ist die Fähigkeit, mit schwierigen Situationen umzugehen und sich von Rückschlägen zu erholen. Das ist eine wichtige Eigenschaft, die deinem Kind helfen kann, seine Ängste zu bewältigen. Die gute Nachricht ist, dass man Resilienz erlernen und üben kann. Ermutige dein Kind, aus seinen bisherigen Erfahrungen zu lernen und sich auf seine Stärken zu konzentrieren. Zeige ihm, dass es in der Lage ist, Herausforderungen zu meistern und dadurch zu wachsen. Das tust du am besten, wenn du deinem Kind schwierige Situationen ins Gedächtnis rufst, die es bereits gemeistert hat.

Die Erinnerung an positive Gefühle lässt uns auch optimistischer auf kommende Herausforderungen zugehen.


Positives Denken fördern

Positives Denken kann einen großen Einfluss auf die Art und Weise haben, wie dein Kind mit seinen Ängsten umgeht. Übt gemeinsam, die positiven Aspekte eures Lebens wahrzunehmen. Das könnt ihr zum Beispiel immer wieder im Gespräch machen. Zeige deinem Kind, wie es negative Gedanken durch positive ersetzen kann und wie es sich auf seine Ziele und Wünsche für die Zukunft konzentrieren kann, anstatt über alles Schlechte nachzudenken, das in der Vergangenheit passiert ist. Dies kannst du zum Beispiel machen, indem ihr gemeinsam abends die Dinge rekapituliert, die an diesem Tag gut gelaufen sind. Oder aber dein Kind kann jeden Abend in einer Art Tagebuch all jene tollen Dinge aufschreiben, die während des Tages so passiert sind.

Gemeinsam in eine angstfreie Zukunft blicken

Die Zukunftsängste der Jugend sind für Betroffene real und sollten nicht unterschätzt werden. Als Elternteil hast du die Möglichkeit, deinem Kind zu helfen, diese Ängste zu bewältigen, damit es sich auf eine positive und erfüllte Zukunft freuen kann. Indem du offene Kommunikation förderst, gemeinsam mit deinem Kind nach Lösungen suchst und langfristige Strategien zur Angstbewältigung anwendest, kannst du deinem Kind helfen, zu einem angstfreien Erwachsenen heranzuwachsen.

Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind oder deine Familie Unterstützung benötigt, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ich stehe dir gerne zur Seite, um gemeinsam einen Weg zu finden, die Zukunftsängste deines Kindes zu lindern und eine positive Perspektive zu entwickeln. Zusammen können wir dafür sorgen, dass die heutige Jugend zu selbstbewussten und resilienten Erwachsenen heranwächst, die sich ihrer Zukunft mit Zuversicht und Freude stellen.