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Stress in der Patchworkfamilie? So meisterst du die häufigsten Probleme

8. Februar 2025

Patchworkfamilien – für viele ein modernes Familienmodell, das Flexibilität und neue Chancen bietet. Doch hinter der schönen Fassade steckt oft eine große Herausforderung: Wenn aus Mama, Papa, Kindern und neuen Partner*innen plötzlich eine bunte Patchwork-Konstellation wird, prallen verschiedene Erwartungen, Erziehungsstile und Lebensweisen aufeinander. Nicht selten fragen sich Beteiligte: „Ist das Zusammenleben in einer Patchworkfamilie nur Stress?“ Die Antwort: Es gibt Herausforderungen, aber auch Wege, diese zu meistern. In diesem Artikel erfährst du, wie du die häufigsten Probleme in einer Patchworkfamilie anpacken und daraus eine Chance machen kannst.

Patchworkfamilie: Nur Stress oder doch eine Chance?

Patchworkfamilien sind längst keine Seltenheit mehr. Doch was bedeutet dieser Begriff überhaupt? Eine Patchworkfamilie entsteht, wenn mindestens ein Elternteil nach einer Trennung oder dem Verlust eines Partners/einer Partnerin eine neue Beziehung eingeht und Kinder aus vorherigen Partnerschaften in das neue Familienmodell mitbringt. Diese „Flickenteppich-Familien“ gibt es, seit Menschen sich trennen – doch erst in den letzten Jahrzehnten werden sie gesellschaftlich „normaler“ angesehen.

Die Zahl der Patchworkfamilien steigt stetig, ganz besonders in Städten. Neue Beziehungsmodelle und veränderte Rollenbilder tragen dazu bei.

2021 gab es laut Statistik Austria in Österreich insgesamt 875.000 Haushalte mit Kindern unter 18 Jahren. Davon waren 257.000 getrennte oder Patchwork-Familienhaushalte, in denen ein Elternteil oder mindestens ein Kind unter 18 Jahren nicht (überwiegend) im selben Haushalt wohnte.

Patchwork ist eine Herausforderung, die einen manchmal in den Wahnsinn treiben kann. Verschiede Menschen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen und in unterschiedlichen Lebensphasen treffen aufeinander, und nicht alle Betroffenen haben die neue Konstellation auch so gewollt. Doch eine Patchworkfamilie kann nicht nur Stress fördern, sondern auch echte Chancen mit sich bringen. Immer wieder erzählen mir Klientinnen und Klienten von gelungenen Patchwork-Familien, von tollen Stiefmüttern und Stiefvätern, von mehr Vielfalt, mehr Ansprechpersonen und mehr Freiheit. Die Patchworkfamilie bringt also nicht nur Probleme und Stress mit sich, sondern kann auch neue Blickwinkel und Möglichkeiten eröffnen.

Verschiedene Modelle der Patchworkfamilie

Familie ist nicht gleich Familie. Die Bezeichnungen für die verschiedenen „nicht traditionellen“ Familienzusammensetzungen sind so unterschiedlich, dass man den Überblick leicht verlieren kann: Einelternfamilie, Alleinerzieher*innenfamilie, getrennte Familie, Patchwork-Familie, gemischte Familie, blended families, Bonusfamilie, usw.

Patchworkfamilien sind so individuell wie die Menschen, die sie ausmachen. Hier möchte ich euch einige der häufigsten Modelle vorstellen.

Die klassische Patchworkfamilie

Hier bringt ein Elternteil Kinder aus einer vorherigen Beziehung in die neue Partnerschaft mit. Der neue Partner oder die neue Partnerin übernimmt oft eine Stiefelternrolle. Dieses Modell ist besonders häufig und bringt Herausforderungen wie Loyalitätskonflikte und das Finden gemeinsamer Regeln mit sich.

Die beidseitige Patchworkfamilie

In diesem Modell bringen beide Teile des Paares Kinder aus früheren Beziehungen mit. Hier treffen oft unterschiedliche Erziehungsstile und Familienkulturen aufeinander. Das erfordert von allen Beteiligten Kompromisse und viel Kommunikation.

Die Patchworkfamilie mit gemeinsamen Kindern

Zusätzlich zu den Kindern aus vorherigen Beziehungen bekommen die Partner*innen noch gemeinsame Kinder. Dies kann die Dynamik der Familie verändern, da die gemeinsamen Kinder oft anders wahrgenommen werden als die Stiefkinder.

Die Wochenend-Patchworkfamilie

Wenn die Kinder nur an bestimmten Tagen oder Wochenenden bei einem Elternteil sind, gestaltet sich das Zusammenleben oft anders. Diese Konstellation kann Spannungen erzeugen, da die Zeit begrenzt ist und oft hohe Erwartungen an die gemeinsamen Stunden gestellt werden.

Die Fern-Patchworkfamilie

In diesem Modell leben die neuen Partner*innen nicht dauerhaft zusammen, sondern in getrennten Haushalten. Die Kinder bleiben oft bei einem Elternteil wohnen, der Kontakt zur Patchworkfamilie erfolgt bei Besuchen. Hier ist die Herausforderung, eine Bindung aufzubauen, obwohl man weniger Zeit miteinander verbringt.

Die internationale Patchworkfamilie

Wenn Partner*innen aus unterschiedlichen Kulturen kommen, treffen nicht nur verschiedene Erziehungsstile, sondern auch unterschiedliche kulturelle Werte aufeinander. Dies kann bereichernd, aber auch herausfordernd sein, insbesondere bei sprachlichen Barrieren oder unterschiedlichen Familientraditionen.

Herausforderungen in einer Patchworkfamilie: Eifersucht, unterschiedliche Erziehungsstile & Co

Das Zusammenleben in einer Patchworkfamilie ist oft nur mit Problemen, Stress und Konflikten verbunden. Dieses Familiensystem ist nicht langsam gewachsen, man kennt die Kinder nicht von klein auf und oft haben Familien eigene Regeln und Rituale, die plötzlich durcheinandergewirbelt werden. Die Kinder dürfen plötzlich nicht mehr beim Abendessen fernsehen, der Bonus-Vater will die neue Wohnung ganz anders einrichten und das besinnliche Weihnachtsfest wird zum organisatorischen Kraftakt. Was für das neue Paar anfangs als Traum vom Neubeginn erscheint, kann zwischenzeitlich zum Albtraum der Streitereien und knallenden Türen werden. Aber warum ist das Zusammenleben als Patchworkfamilie so schwierig und scheint nur stressig zu sein?

Eifersucht

Kinder kämpfen manchmal mit dem Gefühl, dass sie weniger Aufmerksamkeit bekommen als die neuen Partner*innen oder deren Kinder. Nicht selten leiden die Kinder und Jugendlichen immer noch unter der Trennung der Eltern und haben sich insgeheim gewünscht, dass Mama und Papa wieder zusammenkommen. Der neue Partner oder die neue Partnerin steht diesem Traum im Weg. Und plötzlich haben die Kinder das Gefühl, nicht mehr an erster Stelle zu stehen und die Eifersucht macht sich in ihnen breit. Hat der neue Partner von Mama oder die Freundin von Papa dann auch noch eigene Kinder, dann kann dieses Gefühlschaos schon mal überhandnehmen. Zur Eifersucht kommen dann noch Wut, Enttäuschung oder Schuldgefühle. Dann brüllt der sonst so friedliche Teenager plötzlich „Du bist nicht mein Papa!“ und die neuen Geschwister sind sowieso doof.

Plötzlich müssen die Kinder mit viel mehr Konkurrenz zurechtkommen als nur mit den eigenen Geschwistern, und das kann richtig weh tun.

Doch die Eifersucht geht nicht selten auch von den Erwachsenen aus. Wenn der neue Partner oder die Partnerin mehr Zeit mit den eigenen Kindern verbringt als mit der neuen Liebe oder deren Kindern, dann fühlen sich manche Partner*innen zurückgesetzt. Vor allem dann, wenn die neue Partnerin oder der neue Partner keine eigenen Kinder mit in die Familie gebracht hat und den geliebten Menschen nun mit anderen Personen teilen muss. Die Zeit als Paar wird plötzlich knapp und du hättest dir das Stiefmutter-Dasein vielleicht ganz anders vorgestellt. 

Unterschiedliche Erziehungsstile

Wenn zwei Familien zusammenwachsen, treffen meist unterschiedliche Werte und Regeln aufeinander. Häufig geht es dabei um grundsätzliche Fragen wie den Umgang mit Höflichkeit, Verantwortlichkeiten im Haushalt oder auch die Bedeutung von Freizeitaktivitäten, Sport usw. Solche Differenzen können den Alltag schnell belasten. Die in der Ursprungsfamilie oft über lange Jahre entstandenen und mit dem Alter der Kinder mitgewachsenen Regeln prallen nun auf völlig andere Strukturen und Normen. Wann ist Schlafenszeit, wieviel Bildschirmzeit bekommen die Kinder, sind die Tischmanieren oder Essgewohnheiten in Ordnung – all diese Themen können zu Konflikten führen. Familienkonflikte gibt es in jeder Familienkonstellation. Mehr dazu, wie man Konflikte in der Familie lösen kann, kannst du hier nachlesen.

Oft sind sich die Erwachsenen anfangs noch nicht einig, welche Spielregeln in der neuen, gemeinsamen Familie gelten sollen, was oft zu Spannungen, Stress und Problemen in der Patchworkfamilie führen kann. Die Kinder wissen dann genau, wie sie noch Öl ins Feuer gießen können. Ihr kennt vielleicht Aussagen wie: „Bei Papa darf ich immer vor der Schule Computerspielen!“ oder „Mama lässt mich viel später ins Bett gehen!“ Sie merken sofort, wo ihr euch vielleicht noch nicht einig seid und setzen genau da an, um ihre Grenzen auszuloten und möglichst auszuweiten. Gerade während der Pubertät, in der die Jugendlichen zu eigenständigen Menschen heranwachsen und ihre eigenen Werte und Regeln entwickeln, sind Konflikte oft nicht zu umgehen. Pubertierende reagieren besonders sensibel auf Widersprüche und können Unklarheiten zwischen den Erwachsenen schnell erkennen und gezielt ausnutzen.

Loyalitätskonflikte

Kinder können sich zwischen ihren leiblichen Elternteilen hin- und hergerissen fühlen. Besonders schwierig wird es, wenn ein Elternteil oder Stiefelternteil negativ über den anderen spricht. Diese Konflikte können entstehen, wenn Kinder das Gefühl haben, sich für die Liebe und Zuneigung zu einem Elternteil rechtfertigen oder sogar entscheiden zu müssen. Sie wollen es beiden Seiten recht machen und können dadurch in starke innere Konflikte geraten.

Loyalitätskonflikte zeigen sich oft an wichtigen Feiertagen wie Weihnachten oder an Geburtstagen. Die Kinder spüren oft den unausgesprochenen Druck, einen Elternteil nicht vor den Kopf stoßen zu wollen, wenn sie mehr Zeit mit dem anderen verbringen möchten. Sie fühlen sich hin und her gerissen in ihrer Liebe zu beiden Eltern.

Auch emotionale Botschaften wie „Du hast deine Mutter ja ganz vergessen!“ oder „Dein Vater hat sich noch nie um uns gekümmert“ können das Kind in einen Loyalitätskonflikt treiben. Oft schweigen Kinder und Jugendliche über positive Erlebnisse mit dem anderen Elternteil, um niemanden zu verletzen. Das führt jedoch dazu, dass sie sich emotional isolieren und nicht offen über ihre Bedürfnisse und Wünsche sprechen.

Auch das Verhalten von Kindern kann sich durch die innere und äußere Zerrissenheit ändern. Manche Kinder ziehen sich zurück, werden aggressiv oder versuchen, durch überangepasstes Verhalten Harmonie zu schaffen. Für Eltern ist es manchmal schwierig, das Verhalten zu deuten und angemessen darauf zu reagieren.

Rollenfindung der Stiefeltern

Stiefmütter und Stiefväter stehen oft vor der Herausforderung, im Stress des Alltags ihre eigene Rolle in der Patchworkfamilie zu finden. Wie viel Verantwortung will oder soll ich übernehmen? Wie kann ich eine Bindung zu den Kindern aufbauen, ohne die Position der leiblichen Eltern zu untergraben? Diese Fragen sind besonders in den ersten Monaten und Jahren des Zusammenlebens zentral und können Unsicherheit und Spannungen hervorrufen.

Ein häufiges Dilemma besteht darin, dass Stiefmütter oder Stiefväter nicht wissen, ob und wann sie erzieherische Verantwortung übernehmen dürfen.

Greifen sie zu früh oder zu streng ein, riskieren sie Ablehnung seitens der Kinder und sogar Konflikte mit dem leiblichen Elternteil. Halten sie sich hingegen zu sehr zurück, können sie als desinteressiert oder unbeteiligt wahrgenommen werden. Jüngeren Kindern fällt es oft leichter, eine Bindung zu neuen Bezugspersonen aufbauen. Jugendliche hingegen zeigen sich häufig distanzierter und kritischer. Gerade in der Pubertät kann es schwierig sein, das richtige Maß an Nähe und Distanz zu finden.

Kommunikation und Konflikte

Missverständnisse und unausgesprochene Erwartungen können das Familienleben stark belasten. Gerade in Patchworkfamilien, in denen verschiedene Lebensrealitäten und Erfahrungen aufeinandertreffen, entstehen Probleme und Konflikte oft schneller und intensiver. Unterschiedliche Vorstellungen über Alltagsabläufe, Erziehung oder Familienrituale können leicht zu Spannungen führen.

Besonders Kinder reagieren sensibel auf Spannungen zwischen Erwachsenen. Kinder nehmen oft viel mehr wahr, als Erwachsene vermuten, und können sich durch unausgesprochene Konflikte verunsichert oder verantwortlich fühlen. Manchmal zeigen sie dies durch Verhaltensauffälligkeiten wie Rückzug, Wutanfälle oder Provokationen.

Auch beim Thema Grenzen und Regeln ist Kommunikation die Basis für ein gutes Miteinander. Wenn Eltern und Stiefeltern unterschiedliche Vorstellungen haben und diese nicht klar miteinander besprechen, kann das zu Verwirrung und Frustration bei den Kindern führen. Auch unausgesprochene Erwartungen zwischen den Erwachsenen sind häufige Konfliktquellen. Wenn Stiefeltern beispielsweise eine stärkere Rolle im Alltag der Kinder übernehmen wollen, der leibliche Elternteil dies jedoch als Eingriff empfindet, wird aus der lieben Familie ein Minenfeld.

Schuldgefühle

Schuldgefühle sind ein belastendes Thema in vielen Patchworkfamilien und betreffen sowohl Eltern als auch Kinder.

Leibliche Eltern (hier zählen selbstverständlich auch Adoptiv- und Pflegekinder dazu) empfinden oft Schuldgefühle, weil sie glauben, ihren Kindern durch die Trennung oder die neue Wohn- und Familiensituation Schaden zugefügt zu haben. Manche versuchen, diese Schuld durch übermäßige Nachsicht oder materielle Zuwendungen auszugleichen, was jedoch das Problem eher verschiebt als löst.

Auch Kinder und Jugendliche sind von Schuldgefühlen betroffen. Sie können das Gefühl haben, einen Elternteil zu verraten, wenn sie sich mit dem neuen Partner des anderen Elternteils gut verstehen. Gerade Teenager, die sich ohnehin in einer Phase der Identitätsfindung befinden, können stark unter diesen inneren Konflikten leiden.

Jüngere Kinder haben oft das Gefühl, schuld an der Trennung der Eltern zu sein und versuchen, die beiden durch ihr Verhalten wieder zusammenzubringen. Wenn sie sich dann mit dem neuen Partner von Mama oder Papa gut verstehen, kann auch das zu Schuldgefühlen führen. 

Die Organisation Rainbows unterstützt Kinder und Jugendliche bei Trennungs- und Verlusterlebnissen. In Gruppen mit Gleichaltrigen lernen sie, mit der neuen Familiensituation besser umzugehen, und merken, dass sie mit ihren Problemen und Gefühlen nicht alleine sind.

Probleme und Stress in Patchworkfamilien meistern: 7 hilfreiche Tipps für ein harmonisches Familienleben

In einer Patchwork-Familie müssen die Strukturen und Hierarchien komplett neu erfunden werden – ganz anders als in einem gewachsenen Familiensystem. Erwachsene, die häufig noch mit ihren Ex-Partner*innen im „Kriegszustand“ sind und die Trennung vielleicht selbst noch nicht ganz verarbeitet haben, finden sich plötzlich in einer neuen Familie wieder. Und auch die Kinder und Jugendlichen, denen die Trennung immer noch in den Knochen steckt, sollen sich auf engem Raum mit völlig fremden Erwachsenen und Gleichaltrigen arrangieren. Ein wahrer Balanceakt!

Hier habe ich 7 Tipps für euch zusammengefasst, die euch helfen können, nicht nur Stress, sondern mehr Leichtigkeit in das Projekt Patchworkfamilie zu bringen.

1. Geduld ist das A und O

Ein neues Familienmodell braucht Zeit. Alle Beteiligten müssen sich erst an die neue Situation gewöhnen und oft seid ihr als Eltern und Partner*innen schon ein oder gar zehn Schritte weiter als eure Kinder. Den Kleinen werden die Trennung und die neue Situation erst dann mitgeteilt, wenn ihr als Eltern bereits viele Entscheidungen getroffen und schon viele Dinge überdacht habt. Gebt euch und euren Kindern also die Zeit für die Umstellung, für Fragen und viele Gespräche. Das Gefühlschaos ist groß und die Fragen entstehen in Kinderköpfen oft erst nach und nach. Bleibt geduldig, auch wenn euch das oft schwerfällt und ihr die Veränderung lieber heute als morgen umsetzten wollt.

2. Paarrolle und Elternrolle trennen

Ihr seid und bleibt Eltern, aber in einer Patchworkfamilie seid ihr vielleicht die leiblichen Eltern von verschiedenen Kindern. Und dann seid ihr auch noch verliebt in einen neuen Menschen, mit dem ihr nun eine neue Partnerschaft gegründet habt. Lasst euch als Paar genügend Zeit, um euch kennenzulernen und herauszufinden, wie ihr das Projekt Familie in Zukunft leben wollt. Besprecht, was euch wichtig ist, als Paar, als Eltern, als Familie. In all diesen Rollen habt ihr wahrscheinlich verschiedene Werte, die euch am Herzen liegen und die ihr in das neue Familiensystem mit einbringen wollt.

Seid euch also bewusst, wann ihr euch in eurer Paarrolle befindet und wann ihr in der Elternrolle seid, denn als Paar wollt ihr vielleicht mehr Leidenschaft und Nähe leben, für eure Familie wollt ihr eher Freiheit und Leichtigkeit. Und über allem stehen vielleicht Vertrauen und Respekt, die ihr euch in all diesen Beziehungen wünscht. Wenn ihr hier eine gemeinsame Richtung gefunden habt, dann könnt ihr euch auch in schwierigen Situationen danach besser ausrichten und findet aus dem Streit heraus wieder den richtigen Weg.

3. Klare Regeln aufstellen

Regeln schaffen Sicherheit und Struktur. Sie geben Halt und sind ein Leitfaden, an den man sich halten kann. Dafür müssen sich zuallererst die Erwachsenen einig sein, welche Regeln für sie wichtig sind und welche auch mal links liegen gelassen werden können. Gerade wenn es Stress gibt in der Patchworkfamilie habt ihr dann ein Grundgerüst an Regeln, auf das ihr euch geeinigt habt und auf das ihr zurückgreifen könnt, wenn es wirbelig wird. Klärt also, ob ihr die Kinder gemeinsam erziehen wollt, wer welche Aufgaben in der Familie übernehmen will und wie ihr diese erledigen wollt. Erst wenn ihr als Erwachsene eine klare Struktur für eure Patchworkfamilie gefunden habt, könnt ihr in einem nächsten Schritt mit den Kindern darüber sprechen. Bei Jugendlichen ist es sinnvoll, sie auch mitbestimmen zu lassen, sodass sie ihre Wünsche und Bedürfnisse miteinbringen können.

Und denkt daran: Regeln können immer wieder neu verhandelt werden! Vielleicht wollt ihr ja immer wieder mal den Familienrat einberufen, wenn ihr merkt, dass gewisse Dinge keinen Sinn mehr ergeben.

4. Offene Kommunikation

Schafft in eurer Familie eine Atmosphäre, in der sich jede und jeder Gehör verschaffen kann und gehört fühlt. Kinder haben oft eine blühende Fantasie, und das ist toll! Aber bedenkt bitte auch, dass eure Kinder, wenn sie nicht genügend Informationen bekommen, eben ihre Fantasie spielen lassen. Sie malen sich alle möglichen Szenarien aus, die meist nicht der Realität entsprechen, die aber unglaublich Angst machen können. Deshalb besprecht Dinge gemeinsam und lasst eure Kinder altersentsprechend mitbestimmen. In Situationen, in denen sie oft vor bereits entschiedenen Tatsachen gestellt werden, tut es ihnen gut, das Gefühl der Kontrolle ein wenig zurückzuerlangen.

5. Respekt und Verständnis

Du hast dich in einen Menschen verliebt und möchtest dein Leben mit ihm oder ihr verbringen. Aber deine Kinder haben sich diesen Menschen nicht ausgesucht. Und auch dein neuer Partner oder deine Partnerin hat sich erstmal nur in dich und nicht in deine Kinder verliebt.

Die Mitglieder einer Patchworkfamilie müssen sich also nicht lieben, aber achtet darauf, euch auch bei Problemen und im Stress des täglichen Lebens mit Respekt und Verständnis zu begegnen.

Seid neugierig, warum ein Kind vielleicht anders reagiert als die anderen und bleibt offen für die Bedürfnisse aller Familienmitglieder. Das bedeutet auch, dass für alle Kinder in einer Patchworkfamilie die gleichen Regeln und Freiheiten gelten sollen, natürlich abhängig vom jeweiligen Alter. Nur so könnt ihr in der Familie nach und nach Vertrauen aufbauen und die neuen Familienmitglieder in der Patchworkfamilie als wirklichen Bonus sehen.

6. Liebevolle Präsenz

Je nach Alter werden eure Kinder in einer Patchworkfamilie mit verschiedenen Ängsten und Unsicherheiten konfrontiert. Zeigt ihnen, dass ihr immer für sie da seid, ihre Gefühle ernst nehmt und dass eure Liebe zu ihnen unverändert bleibt. Ihr bleibt ihre wichtigste Bezugsperson – und im besten Fall auch der andere leibliche Elternteil (hier zählen selbstverständlich auch Adoptiv- und Pflegekinder dazu). Fordert niemals von euren Kindern, sich für euch oder den anderen Elternteil zu entscheiden, und macht ihnen kein schlechtes Gewissen oder Schuldgefühle.

Akzeptiert, dass Kinder manchmal loyal zu einem Elternteil stehen möchten. Drängt sie nicht in eine Position, in der sie sich zwischen Mama und Papa entscheiden müssen, sondern seid da, wenn sie euch brauchen.

7. Professionelle Hilfe finden

Manchmal ist es hilfreich, sich Unterstützung von außen zu holen. Familienberatung oder Elternberatung können helfen, Lösungen zu finden und einen harmonischen Alltag zu schaffen, in dem sich alle Familienmitglieder wohlfühlen.

Solltest du als Mama oder Papa dich erschöpft oder überfordert fühlen im täglichen Familienwahnsinn, dann lies gerne meinen Artikel zum Thema Burnout bei Eltern.